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Eine Produktion von FABRIK AZZURRO im Rahmen der Landesausstellung „Labyrinth::Freiheit“.

„FranzensHeim oder: Du kannst von Glück reden“  sind Fragmente der Fantasie über einen nutzlosen aber nicht sinnlosen Ort. Authentische Lebensgeschichten einiger Franzensfester und die Geschichten fiktiver Theaterfiguren, die zusammen eine kollektive Kreation ergeben. Wir wissen ja nichts von diesem Ort, wir haben nicht einmal Erinnerungen daran, weil alle immer ausgesperrt waren. Nur unsere Imagination, wie es hier gewesen sein könnte oder wie es hier möglicherweise einmal sein wird.

Geschichte und Geschichten bilden somit den Kern dieses szenischen Gebildes. Geschichte die in diesem Ort steckt, die in uns steckt, die uns formt. Geschichten als Motor der Figuren, als Lebens- und Zahlungsmittel, als innere Befreiung und als Druck, der auf ihrem Gewissen lastet.
Anna beispielsweise, ist eine Figur, die in einem sehr begrenzten Raum eine unbegrenzte innere Freiheit entwickelt – wie das häufig so ist. Sie macht einen damit fast ein bisschen eifersüchtig.
Und obwohl „jeder, der hier vorbeifährt, von Glück reden kann, ein Vorbeireisender zu sein“, stellt sich dieses Gefühl eben (glücklicherweise) auch ein, wenn man einem Menschen, der in Franzensfeste lebt, gegenübersteht und seine Geschichte hört. Das spricht für den Ort. Besonders aber spricht das für seine Bewohner.

Ob als Verdrängung der realen Lebenswelten genutzt oder als Neustart in diese – in dem Moment, wo niemanden mehr eine Geschichte einfällt, sind wir am Ende. Ist alles am Ende. Wir müssen einander erzählen, um uns als Menschen zu begreifen.

„Die Zeit reicht nie, um alles zu erzählen. Vom Anfang bis zum Schluss. Immer kommt noch eine Geschichte dazu.“ ...  „Die unendliche Geschichte. Die Geschichte, die nicht erzählt werden kann...“ – sagen Anna und ihr toter Vater in der Schlussszene. Und so ist das Ganze auch irgendwie eine Sheherazade-Geschichte. Die Einzelgeschichten aus dem realen Leben der Franzensfester  und die Kunstgeschichten der Spielfiguren verdichten sich zu einer einzigen Geschichte. Die Grenzlinie, das Dazwischen ist vielleicht der Sprung, der den Zuschauer fragen lässt: Was mache ich eigentlich, was ist meine Geschichte? Bewegen wir uns in der Realität oder auf der Bühne? Auf welcher Realitätsebene, auf welcher Traumebene befinde ich mich – wenn Tote oder Engel mich gleichermaßen direkt und selbstverständlich ansprechen, wie eine Lehrerin oder ein Pfarrer aus dem Ort nebenan.
Die  größte Überraschung bei den Gesprächen mit den Leuten, bei der Arbeit am Projekt war, dass die realen Geschichten eigentlich genauso sind, wie die erfundenen, imaginierten Geschichten: voller poetischer Energie. Deshalb lassen sie sich – obwohl sie auf den ersten Blick kaum etwas miteinander zu tun haben – letztendlich zu einer einzigen Geschichte verdichten. 

Am Ende ist natürlich alles so nutzlos wie die Festung oder wie der Gesang der Vögel.  Nutzlos, aber nicht ohne Sinn: Das Mysterium Festung birgt nicht nur 150 Jahre Geschichte,  sondern fördert das Erzählen. Es sind traurige, komische, sehnsuchtsvolle, wütende oder glückliche Geschichten einzelner Menschen, die in den Mauern verborgen sind, wie das Gold oder die Knochen der Toten.
Im „FranzensHeim“ werden einige von ihnen aus den Wänden geklopft. Andere rauschen über die Autobahn, fallen vom Himmel oder kommen einfach zu Fuß. Keine hat sich genau so zugetragen, aber jede ist wahr – und durchaus wünschenswert.

Heinrich Schwazer / Torsten Schilling


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