Theater: Fabrik Azzurro bespielt das Museion in Bozen nd röntgt die zeitgenössische Kunst.
(gm) Es war ein ganz normaler Sonntagvormittag im Museion in Bozen. Das Kunsthaus am Fluss war wie oft gespenstisch leer. Doch am Eingang, nicht weit vom Ort, wo einmal ein grüner Frosch am Kreuz hing, hatte sich Boris Andreewitsch Borisowskij eingefunden, ein bekannter Schauspieler, der sich als russischer Journalist ausgab und dessen Namen wir hier nicht nennen wollen. Was hatte den Russen nach Bozen geführt? Eine Recherche über den Frosch natürlich.
Boris Andreewitsch Borisowskij (eine Erfindung von Robert Pichler) führt die Besucher „kreuz und quer“ durch das Museion. Zu vier Monologen über die zeitgenössische Kunst von Selma Mahlknecht, Heinrich Schwazer, Brigitte Knapp und Kurt Lanthaler. „Kreuz + Quer“ ist das neueste Projekt aus der Theaterwerkstatt von „Fabrik Azzurro“, geleitet von Torsten Schilling.
Es geht um Kunst und die Vorurteile gegenüber zeitgenössischer Kunst, um die Kunst als Geniestreich, die Kunst als Ware, die Kunst als Training für das Gehirn und die Kunst als Farbpalette für die Innenausstattung einer Wohnung. Es waren Monologe, die trafen ...
Torsten Schilling hatte die Darsteller (Paul Tappeiner, Christina Khuen, Peter Schorn und Sabine Ladurner) auf Genauigkeit verpflichtet, zusammen hat man das rechte Maß gefunden – sie gerannen zu Allgemeinbildern, der Biedermann, der Gedichte schreibt, die Kunsthändlerin, die sich keine Illusionen macht, der Manager, der mehr über die Kunst stolpert als dass er sie betrachtet, und die schrille Innenausstatterin, deren zickige Kunden sich in der Wahl der Farben an Kunst orientieren. Und man musste erkennen: Das sind ja wir, die hier vorgeführt werden.
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